OBERLIGA
ENDLICH DER ERSTE HEIMSIEG
Optik siegt gegen Fürstenwalde mit 4:1. Doch das war nicht so klar wie es sich anhört.

Jerome Leroy war gute eine Stunde lang "nur" Trainer, vertrat den für diese Partie noch gesperrten Ingo Kahlisch. In den ersten zehn Minuten hätten beide Mannschaften eigentlich nicht gecoacht werden müssen, es passierte absolut nichts. Dann kam nach einem schlimmen Rathenower Fehlabspiel Victor Paul Lochmann frei zum Abschuss, glücklicherweise genau in die Arme von Simeon Hawwary.
Sofort nahm das Match Fahrt auf. Abdulkadir Beyazit verzog knapp, um in der nächsten Szene mit seinem ersten Pflichtspieltor für Optik das 1:0 zu erzielen. Die Entstehung war bezeichnend für weite Phasen dieses Spiels. Marouan Zghal mit Tempo außen vorbei. Doch anstatt zu flanken, hielt Marouan an, verdribbelte sich und brachte nur noch eine misslungene Eingabe in den Strafraum. Justin Kabuya hinderte den Ball soeben noch am Überschreiten der Grundlinie, seinen unkontollierten Pass in die Mitte traf dann auch noch Abu nicht voll. Irgendwie fand das Spielgerät dennoch den Weg ins Netz.
Auch danach bekamen beide Teams keine Ruhe auf den Platz. Fehlabspiele hüben wie drüben verhinderten Torchancen, unkonzentrierte Abwehraktionen, ebenfalls beidseitig, brachten Gelegenheiten. Ausgenommen waren bei Rathenow vor allem der sein bislang bestes Spiel abliefernde Jakob Reichenbach, bei Fürstenwalde der unverwüstliche, 37-jährige Ingo Wunderlich.
Der musste mit ansehen, wie sein Mannschaftskollege Tristan Krien verletzt vom Platz musste - Verdacht auf Muskelfaserriss. Die Einwechslung von Toby Wang sollte sich als "Dosenöffner" (Jerome Leroy) erweisen - allerdings für Optik. Zunächst meckerte Wang nach einem Rathenower Foul, wurde ermahnt und nach einer abfälligen Geste von Schiedsrichter Tobias Behm mit Gelb bedacht.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit suchten beide Mannschaften den Weg zum Tor. Justin Kabuya wurde im Konter im letzten Moment von Wunderlich fair geblockt. Auf der anderen Seite hielt Simeon Hawwary mit einem unglaublichen Reflex die Führung, Marouan Zghal hatte einen Versuch von Hysen Muca abgefälscht.
Wie einfach Fußball sein kann, bewies dann Max Bell Bell. Einen abgewehrten Eckball nahm er an der Straumgrenze direkt und schon hieß es 2:0. Gleich darauf agierte Rathenow wieder kompliziert. Union-Keeper Sandro Suraru rutschte an einer Eingabe vorbei, Justin Kabuya schob aber nicht einfach ein, sondern wollte es schön machen - vorbei.
Dann der oben angesprochene Dosenöffner. Toby Wang meckerte erneut über einen Pfiff, wurde weggeschickt, drehte sich um und meckerte weiter. Das wurde dem Schiedsrichter zu viel, Gelb-Rot war die Folge. Die Überzahl nutzte Kimby Januario zum 3:0. Endlich einmal zeigte Kimby, was er körperlich drauf hat, ließ sich von drei Gegenspielern nicht vom Ball trennen und schoss ins lange Eck.
Die Entscheidung? Nein, denn Leon Bayer zog im Laufduell mit Hasan Demir den kürzeren und brachte den Union-Kicker zu Fall. Das im Strafraum hieß Elfmeter, den Yulian Andres Cordoba Moreno zu seinem bereits fünften Saisontreffer verwandelte.
Eine echte Chance, weiter zu verkürzen, gab es nicht mehr. Dezimierte Fürstenwalder waren bei immer schwüler werdendem Wetter nun platt. Im Gegenteil. Erst musste auch noch der bereits in der ersten Hälfte wegen Foulspiels verwarnte Yvan Ghilslain Ngoyou mit Gelb-Rot runter, weil er einen Konter unter Zuhilfenahme der Hand unterband. Und zwischen den drei unglücklichen Aktionen von Shai Neal (rechts wunderschön durchgesetzt um dann weit übers Tor zu schießen, Gelb nach taktischem Foul, Direktschuss an die Latte) erzielte Kimby Januario nach feiner Vorarbeit von Jonas Borkowski den 4:1-Endstand.
Jerome Leroy: "Wir sind alle riesig froh über den insgesamt verdienten Sieg. Dass wir so lange zittern mussten, lag für mich hauptsächlich an unserer Chancenverwertung, die war einfach eine Katastrophe. Wir müssen uns aber auch vorwerfen, dass wir den Gegner im Spiel gehalten haben. Das kam durch fehlende Konzentration, nur phasenweise waren wir voll dabei. Dosenöffner war für mich die erste Gelb-Rote Karte, bis dahin gab es viel zu viele schlampige Abspiele. Da fehlen eben noch diese zehn Prozent absoluter Bereitschaft."
Bilder vom Spiel
Ingo Kahlisch: "Nein, Jerome soll das machen, der war heute verantwortlicher Trainer. Logisch, ich freue mich auch total, aber wir können viel besser Fußball spielen."
RATHENOW: Hawwary - Akinsete, Bateman, Reichenbach, Njie - Xhaka, Bayer (80. N. Neal) - Bell Bell (64. Borkowski), Zghal (G/64. Leroy), Kabuya (80. S. Neal/G) - Beyazit (64. Januario)
FÜRSTENWALDE: Soraru - Ngoyou (84. G/R), Wunderlich, Krien (39. Wang/74. G/R) - Haack (77. Paolucci), Heumer, Goerlitz, Böttcher (61. Demir) - Lochmann (G), Cordoba Moreno, Muca (77. Kai Kai)
TORE:
1:0 Beyazit (13.)
2:0 Bell Bell (61.)
3:0 Januario (77.)
3:1 Cordoba Moreno (80./FE)
4:1 Januario (90.+2)