FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

2:2 GEGEN GERMANIA HALBERSTADT

Nach Treffern von Leroy und Polichronakis erkämpft Optik gegen Halberstadt einen wichtigen Punkt gegen den Abstieg.

Angreifer Lucas Will im Laufduell mit dem Ex-Optiker Patrick Baudis.

Bericht von David Joram (sportbuzzer.de):

Dass Jerome Leroy ein wichtiger Spieler für den FSV Optik Rathenow ist, wissen die Fans des Fußball-Regionalligisten. Umso bitterer war es für die Rathenower, dass der Kapitän verletzungsbedingt lange ausfiel, sein letztes Pflichtspiel von Beginn an datierte vom August des vergangenen Jahres. Im Heimspiel an diesem feuchten Freitagabend gegen Germania Halberstadt fand deshalb eine kleine sportliche Auferstehung statt: Leroy stand endlich wieder in der Startelf und schoss ein wunderbares Freistoßtor zum zwischenzeitlichen 1:1 (37. Minute).

„Das hat sich gut angefühlt, es hat Spaß gemacht, wieder Fußball zu spielen“, sagte Leroy. "Le roi", was auf Französisch "der König" heißt, rief der Stadionsprecher begeistert nach dem Traumtor. Das perfekte Ende schafften der König und seine Getreuen aber nicht, 2:2 hieß es nach 90 leidenschaftlichen Minuten. Stefan Korsch (17.) und Marcel Kohn (54.) trafen für die Gäste, Vassilios Polichronakis stellte den Endstand her (63.).

„Es war ein Riesenkampfspiel“, sagte Leroy, „unterm Strich geht der Punkt in Ordnung. Das Spiel heute war ein Anfang – jetzt muss es weitergehen.“ Optik-Trainer Ingo Kahlisch freute sich über die Rückkehr seines Kapitäns. „Wichtig ist, dass Jerome heute wieder gespielt hat“, sagte er und bilanzierte: „Wir sind aktuell sehr unsicher. Es ist schwierig, wir müssen Schritt für Schritt rankommen, uns stabilisieren. Nur meckern hilft nicht.“ Versöhnlich gab sich Gästetrainer Andreas Petersen. „Ich gönne es meinem Freund Ingo, wir können beide mit dem Unentschieden leben“, sagte er.

Den besseren Beginn erwischten die Halberstädter, die den Ball wesentlich sicherer durch ihre Reihen passten als die fahrigen Gastgeber. Halberstadts kommentarfreudiger Trainer Andreas Petersen sah nach sieben Minuten die erste gute Chance für seine Elf. Paul Grzega flankte nach innen, Tim Heike köpfte den Ball knapp übers Rathenower Tor. Das Beste, was die Rathenower anfangs zu bieten hatten, lag auf dem gut bestückten Grillstand. Manch Gast griff gar dreimal zu, Bratwurst und Buletten waren das Eintrittsgeld wert.

Das Spiel der Heimelf schmeckte den Optik-Fans unter den rund 250 Zuschauern weniger. Viele lange Bälle schlugen Kahlischs Spieler nach vorne, in vorderster Linie liefen sich Lucas Will und Jonathan Muiomo aber vergebens die Lunge aus dem Leib. Den Optikern fehlte eine gesunde Struktur im Aufbauspiel, vieles wirkte hektisch, angstgetrieben. Die erste Chance nach etwas über einer Viertelstunde hatte Spielführer Jerome Leroy, der aus rund 35 Metern wuchtig abzog; der Ball landete sicher in den Armen des bis dahin beschäftigungslosen Halberstadter Torwarts Lukas Cichos.

Was den Optikern an spielerischen Mitteln fehlte, zeigten die Gäste auf der anderen Seite. Den feinsten Spielzug des ersten Durchgangs, den die Germanen elegant durch die Mitte inszenierten, schloss Stefan Korsch im Nachschuss ab. Lucas Hiemanns erste starke Reaktion im Optik-Tor war vergebens, die Gästeführung verdient. Unsicherheit griff nach dem Rückstand um sich im Rathenower Spiel, Polichronakis schlug einmal böse am Ball vorbei, Leroy drosch einen Ball aufs schmale Stadiondach, unter dem die 50 Gästefans fröhlich ihre Lieder anstimmten. Halberstadt hatte alles im Griff, kontrollierte das Geschehen, ohne die ganz großen Chancen zu kreieren. „Nach dem 1:0 müssen wir das zweite nachlegen“, meinte Petersen – was seine Elf nicht tat.

Das rächte sich, allerdings unter gütiger Mithilfe von Torwart Cichos. Leroy trat einen Freistoß aus 30 Metern halblinker Position wuchtig auf Cichos’ Tor. Statt den Ball wegzufausten, griff Cichos ins Leere, das 1:1. „Wir wussten, dass wir mit Wind spielen. Da wird jeder Ball eklig. Das Tor war so gewollt, auch wenn der Torwart schlecht aussieht.“ Zuvor hatte der Gästetorwart schon nach einem Eckball daneben gelangt und Robin Techie-Menson eine Großchance ermöglicht, die auf der Linie geklärt wurde. „Der Freistoß ist ein schöner Schuss – den man aber halten muss. Den fängst du eigentlich mit der Mütze“, befand Halberstadts Coach Petersen.

Nach der Pause fanden die Optiker endgültig ins Spiel, das sah auch Leroy so: „Umso länger das Spiel lief, desto besser haben wir uns reingekämpft.“ Zunächst musste Hiemann noch einen Kopfball-Versuch wegkratzen, dann schoss Emir Sejdovic den Ball aus 17 Metern hart aufs Halberstädter Tor und verfehlte selbiges nur knapp. Die Rathenower liefen nun mehr, suchten den Abschluss, wirkten zwingender – und gerieten doch wieder in Rückstand.

Nach einem schlecht geklärten Abwehrversuch landete der Ball exakt auf dem Fuß von Kohn, der aus 13 Metern halbhoch ins rechte Eck traf. Ein sehenswertes Tor, aber keines, das den Optikern den Mut raubte. Nach einer Stunde fielen die Regentropfen dicker vom Himmel, das ohnehin tiefe wie schmierige Geläuf wurde dadurch noch rutschiger. Den Rathenowern war’s egal, nach einer bereits abgewehrten Ecke setzten sie energisch nach. Nicola Köhler, der sich viele Fleißkärtchen verdiente, schlug den Ball nochmal gefühlvoll auf die rechte Strafraumseite, und nach einem weiteren Querpass drückte Polichronakis den Ball zum 2:2-Ausgleich über die Linie.

Teilweise wurde es nun unübersichtlich, zerfahren, bisweilen auch hektisch. „Abstiegskampf eben“, wie Leroy richtigerweise erkannte. Im Mittelfeld fehlte den Gastgebern nun die Absicherung, wiederholt fuhren die Halberstädter ihre Konter, selten jedoch zu Ende. "Es war ein wildes Spiel", sagte der eingewechselte Optiker Marcel Gröger.

In der 68. Minute sah Techie-Menson für sein hartes Einsteigen die Gelbe Karte. „Das war dunkelgelb“, meinte ein Optik-Anhänger. Vielleicht dachte Kahlisch ähnlich, seinen vorbelasteten Spieler nahm er vier Minuten später vom Feld. Neben der Härte kam kurzzeitig auch Unruhe ins Spiel, weil auf beiden Seiten die Kräfte schwanden. Unter anderem Hiemann, der glänzend gegen Weigel rettete, verdankten es die nimmermüden Gastgeber, dass sie sich kein drittes Gegentor fingen.

Offensiv fehlte am Ende die Präzision, weshalb nach 90 Minuten ein 2:2 der umkämpfteren Sorte stand. „Rathenow hat nie aufgesteckt, war auch gefährlich, immer präsent“, sagte Gästecoach Petersen. „Sie spielen Karo einfach, darauf kannst du dich gar nicht einstellen. Das ist teils vogelwild, aber immer mit Entschlossenheit.“

Bilder vom Spiel

Bericht auf Ostsport.TV

FSV Optik: Hiemann – Kuffour, Zingu, Wilcke, Techie-Menson (G / 72. Gröger) - Leroy, Köhler - Polichronakis, Sejdovic (72. Pistol), Muiomo (83. Januario) - Will (83. Dzafo)

Germania Halberstadt: Cichos – Weigel, Grzega, Kowal (46. Stumpe), Korsch (72. Pajaziti), Kohn, Heike (72. Jallot), Baudis, Hoch (46. Schätzle), Schmökel.

Tore:
0:1 Korsch (17.)
1:1 Leroy (37.)
1:2 Kohn (54.)
2:2 Polichronakis (63.)