FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

OBERLIGA

ZITTERSIEG GEGEN ZEHLENDORF

In einer enorm spannenden Partie bekommt Optik noch rechtzeitig die Kurve und schlägt Hertha 03 Zehlendorf mit 3:2.

Semir Duljevic traf in der 69. Minute zum 3:1. Foto: Kay Harzmann

Gleich auf drei Positionen hatte Ingo Kahlisch seine Startelf verändert. Arda Dülek, Semir Duljevic und Süleyman Kapan durften von Beginn an ran. Und auch auf der Bank gab es etwas Neues. "Marcel wer?", rätselten die über 250 Zuschauer bei der Verlesung der Kader. Marcel Machalski ist ein 23-jähriger Torwart, einst in der A-Jugend-Bundesliga aktiv (ausgerechnet bei Zehlendorf) und zuletzt ohne Verein. Seit mehreren Wochen trainierte er schon am Vogelgesang und ist nun spielberechtigt.

Marcel musste von der Bank mitansehen, wie es so gänzlich anders losging, als in den vergangenen Heimspielen. In der ersten halben Stunde spielten nur die Gäste. Optik kam gar nicht in die Spur. Im Gegenteil, gegen die laufstarken, technisch beschlagenen und robusten Südwestberliner wirkte auf Gastgeberseite vieles ungelenk. Schon nach drei Minuten holte sich Kapan die Gelbe Karte.

Das 0:1, nach einer guten Kombination musste Felix Robrecht den Ball lediglich ins leere Tor schieben, war hochverdient. Hätte, wenn und aber - was wäre wohl ohne die 33. Minute passiert. Nico Hinz hatte da offensichtlich Klebstoff unter den Schuhen, anders lässt sich sein auf der Linie stehenbleiben bei einer harmlosen Eingabe von Cihan Ucar nicht erklären. Ein dankbarer Ball für Murat Turhan, der per Kopf zum 1:1 traf. Danach wurde es ausgeglichener mit kleineren Chancen für beide Seiten.

In der Kabine gab es offensichtlich die richtigen Worte. Optik war nun zwingender, gefährlicher, oft einen Schritt schneller und vor allem in den Zweikämpfen präsenter. Anfangs ging es wieder in beiden Strafräumen zur Sache. Niclas Warwel (gut gehalten) und Semir Duljevic (knapp vorbei) zogen ab.

In der 54. Minute gab es die Szene, die auch lange nach Spielschluss noch für Diskussionen sorgte. Nach einem abgewehrten Schuss zeigte Schiedsrichter Christopher Gaunitz aus Leipzig, der erst Freitagabend erfuhr, dass er für den eigentlich angesetzten Daniel Kresin einspringen muss, auf Ecke für Rathenow. Wütende "Haaaand"-Rufe von der Gegengerade und ein Assistent, der seinen Chef zu sich bat, ließen die 03-er nichts Gutes ahnen. Und tatsächlich - Gelb für Erdal Özdal und Handelfmeter entschied der Referee. "Ich konnte es selbst nicht sehen, aber die Jungs haben geschworen, dass das Leder aus kürzester Entfernung an den angelegten Arm geschossen wurde", sagte Markus Schatte. "Der Arm ging eindeutig zur Hand, hat mir mein Kollege erklärt", äußerte sich dagegen der Schieri. Wie bei fast jedem Strafstoß gab es also auch hier zwei unterschiedliche Ansichten. Murat Turhan, zuletzt in Sachsenhausen vom Punkt glücklos, verwandelte zum 2:1.

Im Anschluss waren die Hauptstädter einige Minuten geschockt und ziemlich konfus. Lediglich ein Versuch von Faton Ademi, der parallel zur Torlinie entlangstrich, war erwähnenswert. Rathenow machte Druck und belohnte sich. Wenn auch auf sehr glückliche Art. Nach einer zu kurz abgewehrten Ecke ballerte Semir Duljevic das Leder scharf aufs Tor. Kurz vor dem fangbereiten Nico Hinz fälschte ein Abwehrspieler den Ball ins äußerste linke Eck ab - 3:1.

Danach gab es eine hochdramatische Schlussphase. Zehlendorf warf alles nach vorn, Optik lauerte. Und jetzt applaudierten die Fans einem anderen, in dieser Saison so noch nicht gesehenen FSV. Nach den spielerisch erreichten klaren Siegen zeigte Rathenow nun tollen Kampfgeist. Bjarne Rogall hielt zweimal klasse gegen Niclas Warwel, Arda Dülek und Victor Lindau klärten jeweils auf der Linie. Da die Konter immer gefährlich blieben, Murat Turhan und Caga Aslan aber vergaben, war es äußerst unterhaltsam für die Zuschauer. Carl Hopprich stocherte aus dem Gewühl noch zum Anschluss, zu mehr reichte es in drei Minuten Nachspielzeit nicht mehr.

Markus Schatte: "Die Jungs sitzen niedergeschlagen in der Kabine. Ich habe sie eben trotz der Niederlage gelobt. Das war heute unglücklich, aber nicht ganz unverdient. Es gab in der zweiten Halbzeit mehr Aktionen von Optik. Natürlich kann man Leute wie Turhan und Erkic nicht komplett ausschalten, aber weitgehend ist es uns ja gelungen. Wir haben bis zum Schluss alles versucht."

Ingo Kahlisch: "Das war sehr spannend. Ich habe Zehlendorf am Sonntag gesehen und wusste, das es eine der spielstärksten Mannschaften der Liga ist. Mit Müh und Not haben wir den Sieg gerettet. Wir müssen einfach körperlich besser werden um dann auch zielstrebiger spielen zu können. Ich glaube, heute hat jeder gesehen, dass unsere Träume nicht bis in den Himmel wachsen sollten, das ist noch ein ganz weiter Weg. Heute war der liebe Gott auf unserer Seite."

Bilder vom Spiel

OPTIK: Rogall - Dülek, Turan, Langner, Wilcke - Kapan (G/74. Lindau), Ucar (G)- Duljevic (79. Weber), Leroy, Erkic (V81. Aslan/G) - Turhan

HERTHA: Hinz - Mentes, Özdal (V), Schröder, Schleiff - Gakpeto (61. Hopprich), Niroumand (V/61. Agyei-Yeboah), Obst, Warwel - Robrecht (74. Bokake-Befonga), Ademi

Tore:
0:1 Felix Robrecht (18.)
1:1 Murat Turhan (33.)
2:1 Murat Turhan (54./HE)
3:1 Semir Duljevic (69.)
3:2 Carl Hopprich (90.)