FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

OBERLIGA

OBERLIGAMEISTER!

Der FSV Optik gewinnt in Luckenwalde mit 3:0 und feiert die Meisterschaft und den Aufstieg.

Irgendwann spätabends im VIP-Raum des Vogelgesang wurde er dann doch noch melancholisch. Ingo Kahlisch, seit undenklichen Zeiten Trainer beim FSV Optik, sinnierte: "Dass ich das noch erleben darf, nach meiner Krankheit..." Es war der ruhige Abschluss eines turbulenten Tages voller Jubelszenen und Feierlichkeiten. Zum dritten Mal schaffte Rathenow den Aufstieg in die Regionalliga, aber erstmals gelang das als Meister!

Sonntagnachmittag kurz vor Beginn der Oberligapartie zwischen dem FSV Luckenwalde und dem FSV Optik. Erneut lagen Fanbetreuer und Presseabteilung total falsch, was die eigenen Zuschauer betraf. 100 Gäste hatte man den Verantwortlichen des Seelenbinder-Stadions angegeben, mehr als 250 füllten den Gästeblock, und verbreiteten eine unglaubliche Stimmung. Im Liveticker von fupa.net hieß es dann auch: "Zu hören sind nur die Gästefans."

Vor dem Anpfiff ein paar Psychospielchen, wie im "großen" Fußball. Luckenwalde schaffte es, die Spieler geschlagene acht Minuten auf dem Feld stehen zu lassen, um Kicker zu verabschieden und ihrem Stürmer Daniel Becker schon mal die Torjägerkanone zu übergeben. Bei den Havelländern tobten, wie erwartet, alle krank und verletzt gemeldeten (Said Balde, Printemps und Cetin) putzmunter über den hervorragenden Rasen.

Das Spiel verlief wohl selbst für die größten Optimisten in Rot-Weiß überraschend. In der 39. Minute flog eine Direktabnahme von Erik Beckmann genau in die Arme von Lucas Vicentin. Es war der erste Torschuss eines völlig verunsicherten Gastgebers, der überhaupt nicht in die Partie fand. Zu diesem Zeitpunkt führte Optik nicht nur mit 0:2, sondern hatte auch schon drei Lattentreffer zu verzeichnen. Technisch, taktisch, läuferisch, mental - in allen Belangen war Rathenow dem Kontahenten weit voraus.

Als ein 22-Meter-Kracher von Murat Turhan von der Lattenunterkante ins Feld zurücksprang, war noch nicht mal eine Minute gespielt. Die Führung besorgte Shelby Printemps, der einen weiten Einwurf von Marcel Bahr einköpfte. Robert Petereit kam zwar noch an das Leder, konnte das 0:1 aber nicht verhindern.

Geschockte Luckenwalder hatten 60 Sekunden später Glück, als ein weiterer Kopfball, diesmal von Murat, wieder an die Latte ging. Nach einer knappen halben Stunde bekamen die 1701 Zuschauer das Gefühl, die Heimelf könne Gleichwertigkeit zumindest im Mittelfeld herstellen. Dem war nicht so, einfach schon deshalb, weil der auswärtige FSV diese Zone auf dem recht kurzen Platz unwahrscheinlich schnell überbrückte.

So auch in der 29. Minute, als der Schuss von Kwasi Boachie von Petereit gerade noch an die Latte gelenkt wurde. Wieder vergingen nur Sekunden bis zu nächsten Gelegenheit. Shelby Printemps mit einer super Ballannahme und ebenso starkem Weiterleiten des Spielgerätes auf Murat Turhan. Der Torjäger blieb vor dem Kasten ganz cool und schob am Keeper vorbei zum 0:2 ins Netz.  

Nach dem eingangs erwähnten Beckmann-Schuss scheiterte wenig später auch Tim Stober am Optik-Keeper, ehe kurz vor der Pause das 0:3 fiel. Semir Duljevic hatte prima durchgesteckt für Kwasi Boachie, der ähnlich wie Turhan zuvor sicher einschob.

Die zweite Hälfte verlief aus Sicht der Optikfans wunderbar langweilig. Der eine Ingo (Nachtigall) hatte mit Rene Robben einen dritten Stürmer gebracht, der andere Ingo (Kahlisch) seine Jungs noch einmal zu weiterhin hoher Konzentration aufgefordert.

Gleich nach Wiederbeginn die vielleicht beste Chance, es noch einmal spannend zu machen. Beim Versuch von Florian Schmidt fehlte wirklich nicht viel. Als nach einer Stunde Robben eine Grundlinieneingabe haarscharf verpasste, war allen klar, das Ding ist durch. Wirklich allen! Denn auf den Zuruf eines Fans: "Schieri, pfeif ab, wir wollen endlich feiern!" reagierte Michael Wilske aus Bretleben in der 64. Minute mit einem Lachen und hochgerecktem Daumen. Das konnte er sich leisten, das Aufstiegsendspiel verlief sehr fair.

In der Schlussphase gab es nur noch eine erwähnenswerte Szene, als die Heimischen zehn Minuten vor dem Ende auch noch zu ihrem Lattentreffer kamen.

Was sich nach dem Abpfiff abspielte, läßt sich mit Worten nicht beschreiben, die Bilder und das Video vom Spiel sagen alles! Auf Traineranalysen muss ausnahmsweise verzichtet werden, Ingo Nachtigall sagte die Pressekonferenz kurzerhand ab.

Unser Ingo war sichtlich gerührt: "Das ist eine absolute Fußballsensation, das gibt`s nur alle 100 Jahre. Und ich sage hier ganz deutlich, dafür geht mein Dank an alle unseren Ehrenämtler. Ohne die wäre dieser Tag nie möglich geworden."

Bilder vom Spiel

Luckenwalde: Petereit - Leimbach (G), Francisco (46. Robben), Beckmann (G), Hadel - Stober (63. Sprenger),  Guthke, Nachtigall, Schmidt (68. Müller) - Becker, Bogdan

Rathenow: Vicentin -  Bahr, Delvalle Silva, Wilcke (G), Stachnik - Cetin, Duljevic - Printemps (90. Weber), Boachie (87. Cankaya), Said Balde (81. Baldes) - Turhan

Tore:
0:1 (8.)  Printemps
0:2 (30.) Turhan
0:3 (43.) Boachie